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Kai'Sa Monstrum
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Shurima Tip

Kurzgeschichte

Monstrum

Von Graham McNeill

Unter der Erdoberfläche ist Licht, wenn man weiß, wo man suchen muss.

Geschichte[]

Unter der Erdoberfläche ist Licht, wenn man weiß, wo man suchen muss.

Wenn man weiß, wie man suchen muss.

Ich brauche kein Licht, um etwas zu sehen. Nicht mehr.

Meine Augen haben schon immer nur in verschiedenen Ebenen der Dunkelheit etwas gesehen, aber das Sehvermögen, das ich jetzt besitze, zeigt mir Dinge, die ich nie für möglich gehalten hätte. Jetzt nehme ich Farben wahr, die in der Natur nicht existieren; Schattierungen und Farbtöne, die preisgeben, dass die Mauern, die Monster fernhalten sollen, gar nicht massiv sind – sie sind dünn wie das bemalte Sackleinen, das ein Schauspieler trägt.

Manchmal wünschte ich, dass ich die Dinge, die ich wahrnehme, gar nicht sehen könnte. Doch dann erinnere ich mich daran, dass ich schon vor sehr langer Zeit gestorben wäre, wenn ich mich nicht an das Leben hier unten angepasst hätte.

Und manchmal frage ich mich, ob der Tod nicht besser gewesen wäre.

Der Mann, den ich hinter mir herzerre, sieht nicht, wie ich es vermag. Genau gesagt ist er eigentlich so gut wie blind in der Dunkelheit. Die einzige Lichtquelle ist das schwache Leuchten der bauchigen Auswüchse auf meinen Schultern.

Nicht einmal ansatzweise genug Licht, damit menschliche Augen deutlich sehen können – zumindest nicht bei der Geschwindigkeit, mit der wir uns fortbewegen.

Er ist verängstigt und stolpert bei jedem Schritt.

Hier unten ist er nichts, doch an der Oberfläche ist er ein Anführer, der Hetman einer Wüstensiedlung.

Deshalb habe ich ihn mir geholt. Er muss die Gefahr dessen sehen, was sich hier unten befindet – nur so wird er wirklich begreifen, in welcher Gefahr sein Volk schwebt.

Halb zerre ich ihn, halb trage ich ihn. Ohne die Kraft, die meine lebende Rüstung mir verleiht, wäre das ein Ding der Unmöglichkeit.

Sie klebt an meiner Haut, an meinem gesamten Körper, als ob sich tausende, winzig kleine Haken in mein Fleisch bohren. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, wo ihre wellenförmige, dennoch stabile Oberfläche endet und ich anfange. Früher hat sie mir Schmerzen verursacht und ich hasste das raue Gefühl, ähnlich einer Katzenzunge, wenn sie mich umhüllte.

Doch inzwischen macht es mir überhaupt nichts mehr aus, denn es bedeutet, dass ich nie mehr wirklich allein bin.

Ich dachte immer, ich könne sie in meinem Kopf flüstern hören, während sie sich ausdehnte und über meinen Körper ausbreitete. Doch ich glaube, das war nur meine eigene Stimme, die zu verhindern versuchte, dass ich vor Schmerzen und Einsamkeit wahnsinnig wurde.

Wenigstens hoffe ich, dass es so war.

Der Fels unter mir ist glatt und gläsern. Das wurde nicht durch geschmolzenes Gestein verursacht, sondern weil diese Dinger, die tief unter der Erde leben, hier aus der Tiefe nach oben wabern wie Würmer durch eine verfaulte Honigfrucht Honigfrucht.

Die Leute an der Oberfläche benennen diese Unterwelt nach dem, was sie ist.

Leere.

Ich bin lange genug hier unten, um zu wissen, dass dieser Name die wahre Bedrohung und das Grauen dessen, was in der Finsternis lauert – was die Leere wirklich ist – nicht einmal ansatzweise beschreibt. Die Monster, die sich an die Oberfläche begeben, um dort zu jagen und zu töten, sind nur die Vorhut dessen, was noch dahinter lebt, und sie sind mit nichts vergleichbar, was die Leute dort oben begreifen können.

Wenn sie die ganze Wahrheit wüssten, würden sie sich dem Ort, wo einst Icathia stand, nie mehr als bis auf tausend Meilen nähern, aber Sterbliche sind immer so gut darin, zu vergessen. Der Lauf der Zeit verringert die Schrecken der Vergangenheit. Was durch Blut und Leiden gelernt wurde, lebt jetzt nur noch in Gruselgeschichten von Reisenden fort, die am Lagerfeuer erzählt werden, oder in Bräuchen der Völker. Hänge Mondperlen über deinen Herd, sprich ein Gebet zu Nasus Nasus, damit er über dein Zuhause wacht, oder lass ein paar Ziegen draußen, mit denen die Ungeheuer ihren monströsen Hunger stillen können.

Doch die Kreaturen der Leere haben nichts mit normalen Raubtieren gemein.

Ich erinnere mich, dass ich – kaum dem Säuglingsalter entwachsen – Zeuge wurde, wie ein im Rudel jagender Schwarm Kmiros einen verwundeten Skallashi gerissen hat. Ich heulte mir die Augen aus, aber ich hasste die Kmiros nicht dafür, dass sie den sanften Riesen getötet hatten. Das war nur ihre Natur. Die Kreaturen an der Oberfläche töten, um zu essen. Sie sind hungrig, nicht bösartig.

Die Leerengeborenen hingegen töten dich einfach nur, weil du am Leben bist.

„Bitte“, fleht der Mann hinter mir. Ich hatte beinahe vergessen, dass er da war. „Bitte, lass mich gehen.“

Er stößt ein gequältes Schluchzen aus, als ich stehen bleibe und ihn fest gegen die Wand drücke.

Ich weiß nicht, ob er glaubt, dass ich ihn töten oder gehen lassen werde.

Ein violettes Leuchten breitet sich um meine Hände aus; funkelnde Klingen aus tödlichem Licht funkelnde Klingen aus tödlichem Licht.

Ihr plötzliches Auftauchen verändert mein Sichtvermögen und ich sehe die strahlenden Fäden der Magie in seinem Blut, während dieses seinen Körper durchfließt.

Hauchdünne Fäden davon steigen mit jedem panikerfüllten Atemzug und mit jeder Träne, die ihm über die Wangen rollt, in die Luft auf. Sie sind schwach, kaum wahrnehmbar, aber die Räuber der Leere werden sie spüren und angezogen werden wie die Sandfliegen vom Dung.

Meine rüstungsbewehrte Haut will sich an ihm laben und ich zucke zurück, als mir klar wird, dass ein Teil von mir das auch will.

Er ist schwach, wie alle von der Oberfläche. Es wäre ein Akt der Gnade, einfach meine Lichtklingen in seinen Körper zu stoßen, statt seine Seele von den Monstern der Tiefe annihilieren zu lassen.

Nein! Ich beschütze die Menschen von der Oberfläche. Deshalb bin ich das Mädchen, das zurückgekommen ist.

Ich verdränge das mörderische Verlangen des Anzugs und das Leuchten an meinen steif durchgedrückten Fingern verblasst. Ich atme stoßweise und schließe sie zu Fäusten.

Mein Sichtvermögen normalisiert sich und ich sehe mich um. Ich erkenne, dass wir uns nicht dort befinden, wo ich dachte.

Wir sind viel näher an der Oberfläche, als ich erwartet hatte. Das macht das, was ich sehe, doppelt gefährlich. Der Felsen des Tunnels schimmert wie die Höhlendecke über einem unterirdischen See. Wellen von Licht, das einer Dimension entstammt, die den Völkern der Oberfläche unbekannt ist, bewegen sich daran fort.

Wir befinden uns am Rande eines unermesslich tiefen Abgrunds, wo die Grenzen zwischen beiden Reichen auf und ab wogen, wie die Sandmeere bei Zoantha. Es wirkt wie ein leuchtender Ozean aus einem blassen Licht, das sich in einem dauerhaften Zustand von Auflösung und Neuentstehung befindet. Gewaltige Energien lassen es brodeln und manchmal bilden sich widerwärtige Umrisse – wie untergetauchte Leviathane, die angeblich am Meeresboden hausen, und die ich nur aus Erzählungen kenne.

Diese Nähe ist gefährlich, aber ich muss es diesem Mann vor Augen führen.

Seelenlose, schwarze Augen formen sich in der Tiefe und starren herauf.

Spiralen aus Materie nehmen grässliche Gestalt an.

Gekrümmte Wirbelsäulen richten sich auf, um sich greifende Gliedmaßen strecken sich und gebogene Klauen formen sich in dem flüssigen Wahnsinn, irrsinnige Evolution erweckt durchsichtige Monster zum Leben, die kreischende und durchdringende Schreie während ihrer Entstehung ausstoßen.

Sie sind hier …

„Öffne deine Augen“, sage ich zu dem Hetman.

Meine Stimme wird durch die wie angegossen sitzende Maske des Anzugs verzerrt – es klingt wie das feuchte Schnarren eines Tiers und nicht wie der Zungenschlag der Sterblichen. Er schüttelt seinen Kopf. Er kann mich nicht verstehen.

Die Worte klingen, als ob ich an Blut ersticke.

Ein gedachter Befehl und die Chitinplatten meines Helms ziehen sich zurück. Sie gleiten auseinander wie der Panzer eines Insekts, das seine Flügel einzieht.

„Öffne deine Augen“, wiederhole ich und dieses Mal versteht er.

Er stößt einen Angstschrei aus, als er mein menschliches Gesicht sieht.

Wie sehe ich jetzt aus?

Bin ich so anders als früher? Sehe ich aus, als ob ich hier unten hingehöre?

Ich habe mein Gesicht schon so lange Zeit nicht mehr gesehen. Ich hoffe, es sieht immer noch so aus, wie ich es in Erinnerung habe.

Das Licht wogt und er wendet sich dem Abgrund zu. Die herumschwärmenden, größer werdenden Kreaturen darin greifen nach uns und seine Augen weiten sich vor Angst, als er endlich sieht, weshalb ich ihn hergebracht habe.

Tausende schnarrender Monster erheben sich aus dem Meer des Wahnsinns, das sich bis ins Herz der Welt und darüber hinaus erstreckt. Ich weiß nicht, was es wirklich ist oder wo es herkommt.

Ich weiß nur, dass es eine endlose Horde scheußlicher Albträume hervorbringt, die sich mit ihren Klauen durch den Fels hindurch an die Oberfläche graben und das unstillbare Verlangen haben, zu töten und die Welt dort oben zu vernichten.

Wie eine Flut steigen sie immer höher und ich bin die Einzige, die sie aufhalten kann.

Ich beuge mich dicht zu dem Mann herunter und frage: „Siehst du sie? Verstehst du es jetzt?“

Er nickt voller Entsetzen und ich lasse ihn los.

Ich beobachte, wie der Hetman ans Licht der Oberfläche klettert. Dann drehe ich mich um, als ich hinter mir das Kratzen von Krallen auf dem Fels höre. Arme, die es in der Natur so nie geben würde, haken sich am Rand des Abgrunds ein und zerren ein monströses Grauen aus knirschenden Rüstungsplatten, hervorstechender Knochen und Fleisch mit der Färbung einer Totgeburt hinauf. Es ist immer noch feucht von seiner Ankunft in dieser Welt und glitzert, doch in den schwarzen Augen, die sich im oberen Teil des Panzers zuckend öffnen, blitzt grenzenlose Bosheit. Klingenförmige Extremitäten entfalten sich aus seinem fahlen Bauch und ein lippenloses Maul wird oberhalb seiner Kehle aufgerissen. Der breite Riss ist gespickt mit glänzend weißen Zähnen und zähflüssigem Schleim.

Weitere folgen ihm; sie sind kleiner, aber nicht weniger bösartig. Ihre Anwesenheit genügt, um die Luft zu verzerren und Fasern sich auflösender Materie steigt wie schwarzer Rauch von dem Fels unter ihren Klauen auf.

Der Gestank ihrer Nähe ist entsetzlich und glühende Hitze breitet sich in meinem Körper aus.

Die Reaktion auf die Bedrohung lässt meine Glieder erstarken.

Früher habe ich gegen solche Instinkte angekämpft, doch jetzt verstehe ich, dass sie mich am Leben erhalten haben und es mir erlauben, mich zu wehren.

Die Schutzmaske senkt sich wieder über mein Gesicht. Mein Sichtvermögen verändert sich erneut.

Dieser Übergang war früher unangenehm gewesen, doch jetzt ist er mir willkommen.

Ich sehe im Licht. Im Leben und die Schwächen meiner Beute. Ich bin wieder Räuber.

Die an meine Schultern angepassten Panzerplatten verschieben sich und formen sich um, während die leuchtenden Auswüchse erscheinen. Gleißendes Licht baut sich darin auf und ich kreische, als ein schmerzhafter Wirbel sengend heißer Blitze sengend heißer Blitze auf die Kreaturen zuschießt.

Die kleineren unter ihnen zerreißt es auf der Stelle zu violetten Flüssigkeiten und widernatürlichem Fleisch.

Ihr Blut bespritzt mich und die gebogenen Platten meiner Rüstung saugen es gierig auf.

Mein aufkeimender Blutrausch widert mich an, obwohl er mich nährt.

Ich renne nach vorn renne nach vorn, breite meine Arme ruckartig aus und meine Hände umwinden sich mit Lichtstrahlen. Ich springe hoch und stoße mich von der Tunnelwand ab, um dem größeren Horrorwesen pulsierende Strahlen aus violettem Feuer entgegenzuschleudern. Sein Körper platzt auf und pechschwarzer Schleim sickert heraus.

Die Kreatur kreischt vor Schmerzen und schlägt mit ihren unnatürlich gebogenen Gliedmaßen wild um sich.

Ich lande mitten zwischen ihnen, rolle mich unter ihren Klingen hindurch, erhebe mich ein Stück weit und entfessele in der Hocke einen weiteren Strom aus Blitzen Strom aus Blitzen. Sie brennen sich mit glühendem Zorn in ihr Fleisch, als ob Feuer, das von ihresgleichen beschworen wurde, tödlicher wäre als jedes andere.

Ich mache einen Salto rückwärts, als der Körper zu Boden kracht. Aber die Kreatur ist nicht tot … was immer das auch für ein Geschöpf der Leere bedeutet.

Sie saugt das Blut der kleineren Kreaturen in ihre Extremitäten auf und trinkt deren Lebensessenz. Fäden aus Licht und zuckender Materie verbinden ihr Fleisch erneut, als ob ein Schneider eine zerrissene Decke zusammennäht. Sein gewaltiger Körper zuckt, Wellen durchlaufen ihn, während er verletztes Fleisch umformt, neue Extremitäten hervorschiebt und Schwachpunkte verhärtet. Brennende Tentakel aus dunklem Licht brechen aus seinem aufreißendem Fleisch hervor und knallen wie Peitschen auf den Boden.

Massive Steine werden flüssig wie Wachs, als ihre Beständigkeit zunichte gemacht wird. Ein Peitschenschlag streift mein Knie und ich taumele, als sich ein Teil meiner Rüstung in einer schwarzen Rauchwolke auflöst.

Ich sehe meine Haut darunter, bleich, ohne Leben oder Lebendigkeit wie bei den blinden Reptilien, die sich unter den Wüstenschluchten ihren Bau graben. Es macht mich krank, das zu sehen, aber ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass das Fleisch tot aussieht, oder daran, dass es mich daran erinnert, wie es früher aussah.

Der Gedanke hat mich verlangsamt.

Nur für einen kurzen Moment, aber das war genug. Die Begleiter der Leere und die Jäger schwärmen auf mich los.

Eine Kreatur, die fast doppelt so groß ist wie ich, reißt mich von den Füßen. Ihre Klauen zerren an meiner Brust, ihre Zähne schnappen zu und schließen sich um meinen Kopf. Die Zähne graben tiefe Furchen in meine Gesichtspanzerung und ich sehe hinunter in ihren sich öffnenden und schließenden Schlund voller Zähne, während die Zunge ihres Saugrüssels nach einem Weg hinein sucht.

Ich ramme meine Fäuste gegen ihren Körper und ein Wirbelsturm aus violettem Feuer fährt in ihren Körper, bis dieser nichts mehr aufnehmen kann. Er explodiert in einer Flut aus Knorpel und widernatürlichem Fleisch und mein Anzug labt sich an den freigesetzten Energien ihres Todes.

Klauen und Zähne schlagen und beißen. Ich rolle mich zur Seite und lasse weitere violette Flammen aus meinen Händen schlagen. Dann springe ich auf und entwinde mich den Angriffen. Ihre Anzahl allein genügt, um ihnen einen Vorteil zu verschaffen, und immer mehr Kreaturen schwärmen über die Kante des Abgrunds.

Eine kochende Flutwelle aus organischen Panzern, Klauen und Raserei, die mich schnell überwältigen wird.

Die Auswüchse meiner Schultern explodieren mit immer mächtiger werdenden Strömen aus tödlichem Feuer, aber es wird nicht reichen, um sie aufzuhalten. Ich weiß nicht, ob die Leere in der Lage ist, Hass zu empfinden, aber ich spüre, dass diese Monster mich hassen. Sie sehen mich als etwas aus ihrer Welt, aber auch als etwas, das sie vernichten müssen.

Ich frage mich, ob ihre Wahrnehmung von mir sich deutlich von derjenigen der Leute da oben unterscheidet.

Sie umzingeln mich und ich erinnere mich an den Skallashi, den die Kmiros gerissen hatten.

Aber ich bin kein Beutetier. Ich kann mich wehren.

Ich wirbele auf dem Absatz herum und ziehe mit meinen Fäusten einen Kreis aus violettem Feuer um mich herum.

Seine Kraft drängt sie zurück und gibt mir Luft zum Atmen. Ich sehe einen Weg und ergreife die Gelegenheit beim Schopf. Ich winde mich zwischen ihnen hindurch und hinterlasse eine Spur aus zerfetzten Körpern. Meine Geschwindigkeit ist unfassbar. Ich sehe, wie sich die Kreaturen um mich herum wie benommen bewegen. Sie können nicht mit mir mithalten und ich töte sie mit jedem Feuerstoß, der auf sie einprasselt, und jedem Schlag meiner mit Feuerklingen bewehrten Hände.

Dann habe ich mich befreit.

Ich wende mich um und renne vom Abgrund weg.

Nicht so schnell, dass ich sie abhängen würde, aber schnell genug, um einen Vorsprung zu behalten.

Ich verliere jegliches Zeitgefühl.

Tief in der Finsternis passiert das schnell.

Manchmal vergesse ich, wie die Sonne aussieht oder wie wir die Schatten beobachtet haben, um herauszufinden, welche Tageszeit gerade ist.

Dass jemand, der in den sengenden Sanden geboren wurde, die Sonne vergessen konnte, bringt mich fast zum Weinen. Ich habe Erinnerungen daran, wie ihr gleißendes Licht auf Wasser reflektiert, an ein goldenes Auge am Himmel und wie willkommene Wärme mit jedem Atemzug meine Brust erfüllte.

Doch sie fühlen sich nicht so an, als ob sie zu mir gehören.

Es ist, als ob ich mich an etwas erinnere, das jemand anders mir erzählt hat und nicht daran, was ich selbst gekannt oder gespürt hatte.

Ich verdränge die Erinnerungen.

Sie sorgen nur für Ablenkung, die mich verlangsamen und somit für meinen Tod sorgen wird.

Aber ich kann nicht anders. Mein Kern, der Teil von mir, der immer noch ein kleines Mädchen ist, zeigt mir weiter diese Dinge und versucht ständig, mir ins Gedächtnis zu rufen, wer ich früher war.

Die Kreaturen aus dem Abgrund jagen immer noch hinter mir her und füllen die Tunnel hinter mir mit ihrem Kreischen und ihren klauenbewehrten Körpern. Ich habe sie von der Stelle, an der ich den Hetman freigelassen habe, weggeführt und sie tiefer in die Wüste gelockt, auf das verlorene Land zu, aus dem sie kamen.

Ich habe das schon früher viele Male getan und es wird auch nicht das letzte Mal sein.

Ich kämpfe und renne und lasse nicht zu, dass sie mich umzingeln.

Es ist ein Tanz. Ein niemals enden wollender Tanz.

Ihr Hunger ist spürbar. Ich habe so viele von ihnen getötet, aber es gibt immer noch mehr.

Ich versuche, nicht über ihre schier endlose Zahl nachzudenken. Zu viel Nachdenken raubt mir den Kampfeswillen und das darf ich nicht zulassen. Nicht, solange es immer noch Leute in der Welt da oben gibt, an denen mir etwas liegt.

Wie die Sonne entschwinden ihre Namen und Gesichter immer mehr.

Aber ich weiß, sie sind immer noch dort oben. Manchmal gehe ich dorthin, einfach nur, um mich daran zu erinnern, wie es sich anfühlt, den Himmel über mir zu sehen. Oder Luft zu atmen, die nicht mit dem bitteren Aroma eines schrecklichen und absolut feindseligen Orts durchtränkt ist. Es ist lange her, seit ich mich an die Oberfläche gewagt habe. Je mehr Zeit ich dort verbringe, desto mehr spüre ich, wie ihre Luft mich allmählich verbrennt. Ich fürchte, ich gewöhne mich immer mehr an die Finsternis, und die sonnendurchflutete Welt dort oben will mich nicht mehr.

Ich weiß noch, wie ich dort oben ein Mädchen getroffen habe.

Sie war jung, wie ich es einst war, und sie hasste mich nicht. Sie sah, was ich war und sie rannte nicht voller Entsetzen davon, wie es die meisten Leute tun. Sie sah, wer ich früher gewesen bin, aber die meisten Menschen sehen das nicht.

Sie sehen den Anzug und spüren, wie sein Urinstinkt, sie zu beseitigen, hinter meinen Augen schwelt.

Sie können nichts dafür und ich hasse sie deswegen nicht, aber dennoch schmerzt es.

Es schmerzt, zu wissen, dass ich einst wie sie war und jetzt

Jetzt weiß ich nicht, was ich bin.

Doch trotz all meiner Veränderungen und obwohl ich zu etwas geworden bin, das sie hassen und fürchten, klammere ich mich immer noch an das letzte bisschen, was mich zu einem Menschen macht. Wenn ich mir nur diesen Teil von mir bewahren kann, der einst ein kleines Mädchen war, kann ich die furchtbaren Dinge, die mir widerfahren sind, zu etwas Gutem, Edlem wandeln.

Doch ich spüre, wie er mir entgleitet.

Was werde ich sein, wenn ich mich nicht mehr an sie erinnern kann?

Eine Veränderung findet mit den Leerenkreaturen statt.

Ich spüre sie fast sofort. Ihr Vorsatz nimmt eine Wendung. Es ist schwer zu erfassen, was genau sich verändert hat, aber es ist klar, dass sich ihre Jagd auf mich verlagert hat. Ich interessiere sie nicht länger.

Als ob sie ein besseres Ziel für ihren unbändigen Zerstörungsdrang gefunden hätten.

Ein furchtbarer Verdacht beschleicht mich und ich stürme vor den Kreaturen hinter mir davon.

Meine Rüstung macht mich schneller, als sie es sind, und ich bewege mich durch die Tunnel wie ein Geist. Dabei folge ich gewundenen Pfaden, die nur ich kenne. Ich spüre die Verbissenheit der Verfolgungsjagd schwinden, während ich einen Bogen schlage und wieder an die Oberfläche klettere. Dort spüre ich die heiße Anspannung der Welt an der Oberfläche.

Ich hatte versucht, die Monster in meiner Nähe zu halten, um sie von den Siedlungen an der Oberfläche wegzulocken. Doch als ich durch einen versteckten Felsspalt oben an einer einsamen Felsspitze hinaus ans Sonnenlicht klettere, sehe ich, wie schrecklich ich mich geirrt hatte.

Ich dachte, ich locke die Monster weg, wirklich.

Ein gewaltiger Schädel liegt auf einem Felsbrocken oben an der Spitze. Er stellt eine Art Markierung dar.

Es ist eine Warnung. Ein Zeichen dafür, dass dieses Land nicht sicher ist.

Ich weiß, dass er das ist, denn ich selbst habe ihn dorthin gelegt.

Mit einem Fuß auf dem Schädel sehe ich hinab auf eine Siedlung voller Menschen.

Mein Helm entblößt mein Gesicht und ich sehe mit meinen eigenen Augen.

Unter mir gibt es saubere und ordentliche Straßen, die zwischen stabilen Gebäuden aus sonnengetrockneten Ziegeln verlaufen. Am südlichen Rand der Siedlung sind die Seidenmarkisen eines geschäftigen Markts zu erkennen und ich sehe eine goldene Scheibe auf dem Dach eines Hauses. Wahrscheinlich ein Tempel. Gelächter dringt hinauf zu mir auf die Felsnadel.

Ich rieche geröstetes Fleisch, Tierdung und die schweren Aromen von Gewürzen.

Das sind die Gerüche des Lebens, der alltägliche Stoff, aus dem die Welt an der Oberfläche gewebt ist.

Eine Sekunde lang werde ich wieder in meine halbvergessene Jugend zurückversetzt und meine Mundwinkel kräuseln sich zu so etwas wie einem Lächeln.

Dann erinnere ich mich daran, was unter dem Sand lauert und das halbfertige Lächeln vergeht mir.

Mein Herz hämmert in meiner Brust und ich habe Mühe, zu atmen.

Wissen sie nicht, in welcher Gefahr sie sich befinden?

Die inneren Oberflächen meiner Rüstung klammern sich noch fester an mein Fleisch und der Schmerz lässt mich auf ein Knie fallen. Sie hat Hunger und ich frage mich, wie viel meines Wegs von mir gewählt wurde und wie viel durch ihr Verlangen.

Meine Sinne sind gegenüber den Bewohnern der Leere geschärft.

Sie sind nah, so unglaublich nah und streben der Oberfläche entgegen. Irgendwo da draußen in der Wüste.

Ich spüre, dass der Durchbruch unmittelbar bevorsteht, so, wie man den Luftdruck vor einem Sturm spürt.

Die Maske springt abrupt wieder an ihren Platz und mein Sichtvermögen füllt sich mit Licht- und Wärmemustern.

Ich sehe wieder zu der Siedlung, als ich das Aufeinandertreffen von Metall und eine rufende Stimme höre.

Mein Blick wird von einem Kampfplatz angezogen, der sich am Rand der Siedlung befindet. Dort haben sich mehrere Dutzend Männer und Frauen aufgestellt. Ich beobachte sie und bin verwirrt, was sie da tun, bis es mir schlagartig klar wird.

Sie machen Kampfübungen.

Ein Mann brüllt sie an, erfüllt ihre Herzen mit Mut und ihre Seelen mit Feuer.

Ich kann seine Worte nicht verstehen, aber ich kann sein Gesicht so deutlich sehen, als ob er direkt neben mir stünde.

Es ist der Hetman, den ich unter die Erdoberfläche gezerrt hatte.

Ich springe auf meinem Weg hinunter in die Siedlung von Stein zu Stein.

Die Nähe der Leerenkreaturen baut ständig weiteren Druck in meinem Kopf auf.

Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie hier sind.

Ich springe durch einen Tierpferch und die Nutztiere stieben voller Panik davon, als sie meine Witterung aufnehmen.

Zunächst bemerken die Einwohner der Siedlung mich nicht. Dann höre ich, wie alarmierte Rufe sich ausbreiten, als sie meine rüstungsbewehrte Gestalt in ihrer Mitte sehen. Ich steure direkt auf den Hetman zu und spüre bereits, wie der Zorn durch meine Adern pulsiert.

Ich habe es ihm gezeigt! Warum hört er nicht auf mich? Ich habe ihn mitgenommen, damit er das Grauen aus der Tiefe sehen kann. Ich wollte, dass er das Entsetzen über ihre Existenz spürt und dieses Entsetzen zu seinem Volk trägt.

Doch ich habe nur seine Entschlossenheit bestärkt, den Kampf aufzunehmen.

Jede Person, die hier stirbt, wird meine Schuld sein. Ihr Blut wird an meinen Händen kleben.

Ich wollte das hier verhindern, aber ich habe ihren Tod unausweichlich gemacht.

Männer und Frauen rennen vor mir davon und sind trotz der Waffen, die sie tragen, völlig verängstigt. Die Gesichtszüge des Hetmans werden hart. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er verängstigt, doch diese Angst hat sich in Hass gewandelt.

In seinen Augen sehe ich, dass er glaubt, ich wäre hier, um ihn zu töten und vielleicht bin ich das auch.

Meine Maske öffnet sich ruckartig, als ich vor ihm zum Stehen komme.

„Warum seid ihr immer noch hier?“, schreie ich und schmecke die heiße Wüstenluft. Vermischt mit den Gerüchen der Siedlung spüre ich die wachsende Präsenz der Leere. Es ist, als ob man auf eine Kupfermünze beißt. „Hinfort!“

„Weiche, Dämon!“, knurrt er. „Du bist die Vorbotin der Ungeheuer!“

Einen Moment lang begreife ich nicht, was er meint. Dann verstehe ich.

„Du glaubst, ich bringe die Monster …?“

„Ich kenne dich.“ Er speit die Worte geradezu und kommt auf mich zu. „Du bist die Tochter der Leere. Wo immer du hingehst, folgen dir die Monster.“

Ich schüttle meinen Kopf und will ihm seine Anschuldigung schon in sein Gesicht zurückwerfen …

Doch dann frage ich mich, ob er recht hat.

Ich bekämpfe die Leerengeborenen, wo ich nur kann und wo immer ich sie finde.

Ich halte meine Hand vor mein Gesicht und sehe die haarfeinen Fäden aus violettem Licht, die in den modellierten Panzerplatten meiner Rüstung schimmern. Bisher habe ich immer gedacht, sie wäre ein Teil von mir und dass ich die Kontrolle über sie hätte, doch was, wenn meine Kontrolle nicht so umfassend ist, wie ich dachte? Ich setze meinen Willen durch und die Adern aus Licht verblassen.

Ist es möglich? Werden die Kreaturen der Leere von mir angezogen?

Nein, das würde ich wissen. Ich würde es wissen, wenn ich sie auf irgendeine Weise tiefer in die Welt hineinziehen würde.

Meine Zweifel verwandeln sich in Ärger und die Schwerter aus Licht um meine Hände herum werden heller.

„Ich bin dir schon einmal entkommen“, sagt der Hetman und hebt sein Schwert. „Und wir werden die Unholde, die du befehligst, bekämpfen.“

„Du bist mir entkommen?“, frage ich ungläubig. „Glaubst du, dass es das ist, was passiert ist?“

Er schwingt sein Schwert, aber ich blocke es mühelos ab. Er geht ungeschickt mit einem Schwert um und es ist mir ein Leichtes, seinen Angriffen auszuweichen. Ich umkreise ihn, während er wieder und wieder sein Schwert gegen mich schwingt. Die Stadtbewohner haben sich um uns versammelt und schreien ihren Anführer an, er solle mir einen tödlichen Stoß versetzen. Meine Rüstung reagiert auf jeden seiner Angriffe und die darin liegende Aggression. Sie erfüllt meinen Körper mit dem Verlangen zu kämpfen, zu töten.

Sie sehen die zweite Haut, die ich trage, aber sie erkennen nicht, in welcher Gefahr sie in diesem Moment schweben.

Nicht von der Leere ausgehend. Sondern von mir.

Sie können das Mädchen darunter nicht sehen. Sie wollen sie nicht sehen.

Es ist einfacher für sie, zu glauben, ich sei ein Monster.

Ich spüre, wie Zorn und das Gefühl von Verrat mein Herz ihnen gegenüber verhärtet. Wieso sollte ich kämpfen, um sie zu retten? Wieso kämpfe ich darum, meine Menschlichkeit zu behalten, wenn es so schmerzlich ist, sich an all das Verlorene zu erinnern?

Wieso soll ich nicht einfach das Monster werden, für das sie mich halten?

Wäre das nicht einfacher?

Doch dann sehe ich über das zornige Gesicht des Hetmans hinweg die Großeltern, die aus den Türdurchgängen der Häuser, die sie mit eigenen Händen gebaut haben, zusehen. Ich sehe die jungen Mütter, die ihre Neugeborgenen fest an ihre Brust gedrückt halten. Und darüber hinaus sehe ich die tausenden tagtäglichen Zeichen der Liebe und die kleinen Akte der Nächstenliebe, die immer wieder in der Welt unbemerkt bleiben.

Deshalb bekämpfe ich die Monster.

Ich stehe für die Menschen auf, die nicht stehen können, denn es gibt niemanden, der so wie ich kämpfen kann.

Denn wenn ich nicht für sie aufstehe, wer wird es dann tun?

Und was bliebe dann von dem Mädchen, das zurückgekommen ist, wenn ich es nicht tue?

Doch jeder Krieg erfordert Opfer. Ich habe bereits so viele erbracht – und ich weiß jetzt, dass ich noch eins erbringen muss. Dieses Mal werde nicht ich es sein, der den Blutzoll bezahlt, aber ich werde ihn trotzdem tragen müssen.

Ich beschreibe einen vollständigen Kreis. Alle sehen zu dem Hetman. Er ist ihre Kraft, der einzige Grund, weshalb sie immer noch hier sind. Er hat ihre Herzen mit Mut und Kampfeswillen gegen einen Feind erfüllt, den sie nicht bekämpfen können, mit dem man nicht verhandeln kann und der mit jedem Leben, das er verschlingt, stärker wird.

Es gibt nur einen Weg, dies hier zu beenden, ohne dass alle sterben.

Ich blocke noch einen seinen ungeschickten Hiebe ab und als sein Schwert nach außen schwingt, wirbele ich in seine Deckung hinein, um meine Fäuste mit den Lichtklingen gegen seine Brust zu hämmern.

Sengende Energie ergießt sich in ihn hinein und füllt sein Blut mit Licht. Jede seiner Adern, Nervenenden und Knochen brennt einen Moment vor glühender Hitze, bevor sein Körper explodiert.

Es ist grässlich, aber ich kann jetzt nicht mehr aufhören. Ich spüre die Nähe der Leere wie einen schrecklichen Schmerz, der mir die Eingeweide verdreht. Die Konsistenz der Luft verändert sich plötzlich und ich weiß, dass die Leere in die Oberwelt aufgestiegen ist.

Sie befindet sich an der Oberfläche und ist jetzt auf dem Weg hierher.

Ich wende mich von der geschmolzenen, sich auflösenden Hülle des Hetmans ab. Sein Körper stürzt in den Sand und ist kaum noch als etwas Menschliches zu erkennen. Die Leute stieben entsetzt davon, als meine Schulterauswüchse hervorgleiten und sich mit tödlichem Licht füllen. Ich spüre, wie sich feuriger Druck in mir aufbaut und nach Entladung lechzt.

Ich entfessle eine Salve wirbelnden Lichts Salve wirbelnden Lichts und verwandle ein verlassenes Getreidelager in brennende Trümmer. Brennendes Saatgut und Körbe ergießen sich aus der Ruine. Mit weiteren Blitzschlägen mache ich den Markt dem Erdboden gleich und die Seidenmarkisen heben sich in die Lüfte wie brennende Segel eines Sandseglers, die in Brand gesetzt werden.

Violett-weiße Flammenzungen fahren durch die Siedlung und explodieren mit verheerender Wirkung. Menschen rennen schreiend davon, während ich ihre Häuser zerstöre. Sie glauben, ich versuche, sie zu töten und dass ich das alles tue, weil ich zu einem Monstrum geworden bin, aber das stimmt einfach nicht.

Ich zerstöre lediglich Gebäude, von denen ich aufgrund meiner Helmsicht weiß, dass sie leer sind.

Ich reiße unbemannte Mauern und Barrikaden ein – alles, das ihnen Hoffnung geben könnte, sie hätten eine Chance gegen die Leere.

Ich versuche nicht, sie zu töten. Ich will doch nur, dass sie fliehen.

Die Nacht ist heraufgezogen. Ich habe einen Fuß auf den Schädel gestellt, den ich als Warnsignal hinterlassen hatte, und beobachte von der Felsnadel aus die brennende Siedlung. Die Horde Leerengeborener klettert mit schnappenden Mäulern, unförmigen Extremitäten und unmenschlichen Gestalten auf mich zu.

Es klingt, als ob ein Schwarm gefräßiger Insekten eine Ernte verschlingt.

Es sind zu viele, um sie zu zählen, und es ist fast unmöglich zu sagen, wo ein Ungeheuer endet und das nächste beginnt. Es ist eine einzige Masse aus Zähnen und Klauen. Ungebändigte, Gestalt gewordene Zerstörung.

Sie spüren meine Gegenwart hier und ich mache keinen Versuch, davonzulaufen.

Denn wenn sie hinter mir her sind, verfolgen sie nicht die Leute aus der Siedlung.

Der Horizont steht in Flammen und ist in ein widerwärtiges Licht getaucht, das nicht in diese Welt gehört. Sich gabelnde Muster aus grellen, violetten Blitzen zucken aus dem zerborstenen Boden tief in der Wüste.

Die Bewohner der Siedlung sind schon längst geflohen und führen ihre Tiere hinter bunten Planwagen her, auf die sie ihre gesamten Habseligkeiten gepackt haben, die sie nicht zurücklassen wollten. Sie haben bereits viele Meilen gen Westen zurückgelegt und bewegen sich in einer langen Kolonne wie die Dormun-Reiter aus alten Zeiten.

Sie folgen den sandigen Straßen zu den neu fließenden Gewässern so lange, bis sie von vorne anfangen können.

Und genau darum ging es. Für einen Neuanfang mussten sie am Leben sein.

Ich erinnere mich an ihre Gesichter, als sie einen letzten Blick auf ihre verlorene Heimat warfen. Sie zeigten auf mich, hoch droben auf der Felsspitze, und verfluchten mich. Die Erinnerung an ihre Gesichter bereitet mir immer noch Schmerzen. So voller Angst und Hass.

Sie würden diesen Hass mitnehmen und Geschichten über das verlorene Mädchen erzählen, das nicht länger ein Mädchen ist. Sie werden erzählen, wie dieses ihren heldenmütigen Anführer getötet hat, um danach ihre Häuser zu zerstören. Die Geschichte wird beim Erzählen immer mehr aufgebläht, wie das bei Erzählungen aus Shurima so üblich ist, bis ich als herzlose Mörderin bekannt sein werde, die Frauen und Kinder tötet.

Die Panzerung gleitet wieder über mein Gesicht, als das erste der Monster über die Kante klettert. Violettes Feuer umhüllt meine Hände. Ich spüre den vertrauten Rausch der Aufregung, während mein Körper sich mit Hitze füllt.

Wenn das hier nötig ist, um mein Volk am Leben zu erhalten, dann ist das eben so.

Es ist eine Bürde, die ich mir gerne auferlege.

Ich werde ihr Monster sein.

Trivia[]

  • Diese Kurzgeschichte wurde versehentlich am 22. Oktober 2019 hochgeladen, anstatt am ursprünglich geplanten Datum 02. Juni 2020.

Referenzen[]

Geschichte und Ereignisse
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